Gedicht



Abschied und Wiederkehr


Karlheinz Oehler im April 2005



Das letzte Lied ist verklungen,
und auch mit der Liebe ist es aus.
Da wissen wir, jetzt ist es getan,
jetzt ist es aus und vorbei.
Und wir stellen uns an der Himmelstüre an:
Vielleicht ist da oben noch etwas frei!

Und sollte im Himmel kein Platz für uns sein,
dann fahren wir zur Hölle hinab.
Doch auch der Teufel, der lässt uns nicht rein,
weist schon am Tore uns ab.

Und so schwirren wir zwischen Himmel und Hölle umher.
Keine Heimat und kein zu Haus,
keine Hoffnung und keine Wiederkehr -
kommen wir denn da je wieder raus?

Da zeigt sich auf Erden ein matter Schein,
wir steuern stracks darauf zu
und schlüpfen in ein werdendes Leben hinein
und glauben, jetzt hätten wir Ruh.

Doch, oh Graus!
Mit Pillen, Nadeln und Skalpell treibt man uns schnell wieder raus.

Und so setzen wir fort unsren ziellosen Lauf,
ohne Rast und ohne Ruh.
Da taucht plötzlich ein gütiger Engel auf,
der winkt schon von Weitem uns zu
und weist an einem verborgenen Orte
auf eine offene schmale Pforte.

Wir schlüpfen hindurch und haben Glück:
Von dort weist uns keiner zurück.
Denn ein ferner Gott zeigt sich bereit,
gibt uns zur Bewährung Gelegenheit,
in einem neuen Leben
unser Bestes zu geben.

Und wir rufen: Wohlan,
fangen wir wieder von vorne an!


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