Damenrede 2007 |
Damenrede |
Kann von werten Farbenbrüdern für Verbindungsbälle gerne übernommen werden, bitte um kurze Mitteilung
Meine sehr verehrten Damen, liebe Cartell- und Bundesbrüder, geschätzte Gäste! Heute stehe ich nach langer Zeit wieder vor Ihnen und Euch mit der Aufgabe, zu diesem bedeutsamen Anlass eine angemessene Rede auf unsere Damen zu halten. Dies ist umso schwerer, als der Vergleich mit dem Schachspiel damals schon wirklich kaum zu überbieten ist, fast hätte ich sie sogar heute nochmals gehalten. Wer sie nicht mehr kennt, auf meiner Hompage steht sie immer noch und wurde be-reits auf dutzenden Bällen anderer Verbindungen rezitiert. Aber noch schlimmer: Im Gegensatz zu damals habe ich seit Jahren nun keine solche Dame mehr gefunden, die mir länger als ein paar wenige Monate zur Seite gestanden hätte - was also soll ich denn nun so erzählen? Als ich nun - einsam und allein - Nachforschungen für diese Rede angestellt habe, zeigten sich auf meinem Computer wieder und wieder Pop-Ups und Spam-mails mit dem Angebot: ?nette Damen begleiten Sie??. Wer genau schaut, findet so was sogar immer noch in den großen Tageszeitungen. Da frage ich mich im ersten Moment, welche Art von Damenbegleitung hat man da wohl zu erwarten? Was muss ich mir unter diesen Damen vorstellen? Was ist eine Dame? Oder besser gesagt: Was macht eine Dame zur Dame? Nun, natürlich kommt es vor allen Dingen zuerst einmal darauf an, wohin man sich begleiten lassen will. Möchte man beispielsweise nicht alleine ins Theater oder in die Oper, so braucht man eine Dame, die gebildet, kulturell interessiert und möglicherweise auch noch musikalisch ist. Vielleicht hilft sie ja sogar dezent und elegant, die eigenen Defizite auszugleichen. Legt man eher Wert darauf, nach einem langen Tag nicht alleine zu Abend zu speisen, so sollte die Dame eloquent und unterhaltsam sein. Vor allem aber sollte sienicht die Unart haben, Kalorien zu zählen und sich mit einem Teller Hasenfutter zu begnügen, während man selbst ausschweifend die gute Küche genießt - mit Dame allerdings nicht unbedingt beim Knigge-festen Richard, sondern eher bei meinen Freunden von der Trattoria Bruno, dem Restaurant Delphi oder dem Schachnerwirt in München. Ist bei besagtem Abendessen am Ende noch ein wichtiger Geschäftspartner oder Parteifreund zu Gast, so wünscht man sich die Dame eher zurückhaltend, aber dennoch mit klugen und geistreichen Bemerkungen die eigenen Ziele unterstützend - besonders, wenns der Alkoholpegel bei einem selbst nicht mehr zulässt. Ist das Ziel des gemeinsamen Abends vielleicht eine Abendgesellschaft oder ein Ball, so ist es unerlässlich, dass die bestellte Dame blendend aussieht (zumindest nach dem Auftragen ihres Make-Ups) und jederzeit stilsicher aufzutreten weiß. Und da die Nacht nun mal zum Tanzen da ist, sollte die Dame wenigstens die Grundschritte einiger Gesellschaftstänze beherrschen - oder besser noch sich widerstandslos mei-ner Führung anvertrauen und eine gewisse Schwindelfreiheit für meine Knotentanz-einlagen mitbringen? Soll der Abend - nach kurzem Abstecher in Cocktailbars wie das Cubanito oder die Havannabar - irgendwann gar im Hotelzimmer (oder auf meiner Spielwiese) enden, so sind bei der Dame möglicherweise noch ganz andere Fähigkeiten oder Eigen-schaften gefragt. Das soll sich aber bitte jeder für sich ausmalen und definieren ;-) Da ich nun so meine Zweifel habe, dass selbst die beste Agentur ein so vielschichti-ges ?Personal? anbieten kann, habe ich mich auf die Suche nach den Damen in unserer realen Umgebung gemacht (ein paar wenige kenne ich ja zumindest auch noch persönlich) - und erstaunliches zu Tage gefördert. Wo findet man heute noch Damen? Nun ja, da wäre der Sport - Damensport: Damen mit durchschlagendem Erfolg, sportlicher Erscheinung, umwerfender Figur? Welche Damensportarten sieht man(n) denn so in der aktuellen Sportschau? Damenfußball, Damenhandball, Damentennis, Damenboxen, usw: Diese Damen sind in der Tat erfolgreich, sie beißen sich durch, sie kämpfen und gehen an ihre Grenzen - aber sind solche schwitzenden, schreienden Muskelpakete wirklich die Damen, die wir mit ins Theater nehmen wollen? Daneben gibt es die Damenkränzchen: sie sind geprägt durch angeregte Diskussionen über verbesserte Kochrezepte, entzückende Strickmuster und effektive Fleckentfernung - sind das aber auch die Themen, über die wir bei einem guten Glas Wein reden wollen? Naja, vielleicht denke ich ja später da mal anders. Betrachtet man die aktuellen demographischen Statistiken, so fällt sofort die Riege der ?älteren Damen? ins Auge. Der Begriff stellt in diesem Zusammenhang jedoch meist nur eine Höflichkeitsfloskel dar (ich denke hier z.B. an die schrullige Miss Marple), die euphemistisch beschreibt, dass die Betreffende möglicherweise nicht mehr die Jüngste ist. Dennoch mag es für den ein oder anderen aus der Aktivitas durchaus recht lehrreich sein, einmal für ein Tänzchen eine kurze Liaison einzugehen, solange diese am Rande des Parketts wieder ihr Ende findet? Manchmal wird der Begriff der Dame aber auch völlig abwegig verwendet. So fiel mir zuletzt ein Zeitungsausschnitt ins Auge: ELEFANTENDAME IM ALTER VON 67 JAHREN GESTORBEN! Hier verbietet sich mir jeglicher Vergleich? Was soll man also tun, wenn Wunschbild und Wirklichkeit offenbar so weit auseinanderfallen?! Sollte man einfach das Vorstellungsbild anpassen? Versuchen wir doch einmal, uns der Sache vom Wortursprung her zu nähern. Zitat: ?Der Begriff wanderte um 1600 als Lehnwort aus dem Französischen in die deutsche Sprache ein. Dort bedeutete Dame ungefähr soviel wie Herrin, Frau, Ehefrau. In der deutschen Volkssprache hat es sich nie durchsetzen können. Wenn man eine Frau heute als Dame bezeichnet, würdigt man damit eine überdurchschnittliche Intelligenz, Bildung und Kultiviertheit, die sich aber auch äußerlich zeigt. Dieses Gesamt-Erscheinungsbild legt sofort auch Männern gewisse Verpflichtungen auf: Sie müssen sich von ihrer besten Seite zeigen, das heißt, die denkbar besten Manieren an den Tag legen, eben ein ?Kavalier? sein.? Zitat Ende Aha! Eine Dame zeichnet sich also dadurch aus, dass sie den Mann zum Kavalier macht. Vielleicht sogar zwingt. Ich persönlich geb mich ja schon ganz gern immer wieder mal als Kavalier, Tür auf-halten, in die Jacke rein und raus helfen, in jeder Situation charmante und zuvor-kommende Bemerkungen. Aber um ganz ehrlich zu sein: In jeder Situation? Wir Männer sind doch auch nicht in jeder Lebenslage Kavaliere, manchmal steht auch eher das Weißbier oder die Schafkopfrunde im Mittelpunkt und ein derber Spruch von Basti oder Puschl ist besser als die schönste Frau. Zumindest für diesen kurzen Augenblick. So sollten wir froh sein, dass unsere Damen ihre vornehme Zurückhaltung auch mal zu Gunsten eines mölicherweise unanständigen Witzes aufgeben - sei es, dass sie darüber lachen (können) oder ihn gar selbst erzählen (und dann wird?s noch fieser als bei unserer Altbayern-Aktivitas). Wir sollten froh sein, dass unsere Damen der Neuzeit ihre Kultiviertheit gerne auch mal außen vor lassen, einen verregneten oder zu kühlen Heimweg zumeist unbeschadet überleben und vielleicht sogar ihre Reifenpannen selbst beheben können. Und zu guter letzt sollten wir froh sein, dass unsere Damen - denken Sie zurück an die vorhin zitierte Definition - des öfteren auch einfach mal keinen Wert darauf legen, Damen zu sein. Und so behandelt zu werden (da war ja noch die Verpflichtung mit den besten Manieren für den Mann). Dann nämlich könnten einige von uns Westen-taschen-Kavalieren endgültig einpacken... Betrachten wir unsere Damen als zweite Hälfte von uns, die es immer wert ist, ent-sprechende Beachtung und Behandlung zu erfahren, aber auch nur so, wie sie es von uns erwartet. Ob und vor allen Dingen wann eine Dame nun wirklich eine Dame ist, das bleibt also einfach dem richtigen Blickwinkel vorbehalten. Heute jedenfalls sind sie es alle? In diesem Sinne in bester Kavaliersmanier: Ein Hoch auf unsere Damen - Prost! ==> weitere Ballphotos |